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»Sie tat dich einfach beiseite«, fuhr Erij fort. »Und wozu ist
ein Herz wie das ihre fähig, sobald sie die Macht in Hjemur
besitzt, sobald sie nichts mehr braucht? Sie wird um so kälter
reagieren, um so gefährlicher für uns. Ein Feind, der
Stimmungen unterworfen ist und gesunde Haßgefühle
aufbringt, ist mir viel lieber  ein Mensch. Thiye ist alt und
halb verrückt; er spielt mit seinen Ungeheuern herum und ist
sich selbst gegenüber ein wenig zu großzügig, aber er rührt
sich selten. Er hat nie Krieg gegen uns geführt, weder er noch
seine Vorfahren. Aber kannst du dir vorstellen, daß jemand wie
Morgaine lange mit einem solchen Zustand zufrieden wäre?«
»Und was würdest du daraus machen, Erij?« fragte Vanye
barsch. »Dinge, wie ich sie in Ra-morij gesehen habe?«
»Sieh dich in Morija um«, sagte Erij.  »Schau dir das Volk
an.
Es geht ihm nicht übel. Scheint dir etwas zu fehlen? Siehst
du auf dem Land oder in den Dörfern Dinge, die geändert
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werden müßten? Wir haben unser Gesetz, die Segnung der
Kirche, Frieden auf den Feldern, und die Feinde in Chya
fürchten uns. Das ist mein Werk. Ich schäme mich meiner
Arbeit hier nicht.«
»Es stimmt, daß es Morija gut geht«, antwortete Vanye.
»Aber du selbst wirst nicht mit den Dingen fertig, die
Morgaine beherrscht, und sie wird sie dir nicht abtreten. Wenn
du willst, kannst du ihr ein Bündnis antragen. Das wäre das
beste für dich und Morija.«
»Wie die Zehntausend in Irien, denen sie mit ihren
Verbündeten geholfen hat?«
»Sie hat sie nicht getötet. Das ist eine Lüge.«
»Aber darauf lief doch ihre Hilfe hinaus! Solcher Gefahr
möchte ich Morija und Nhi nicht aussetzen. Ich würde ihr nicht
trauen. Aber diesem Ding würde ich trauen, das ihr viel wert zu
sein scheint.« Erregt stand er auf und nahm aus einem Schrank
am Tisch ein Stoffbündel. Als er es in die Hand nahm, fiel der
Stoff an der Oberseite herab, und Vanye entdeckte zu seinem
Entsetzen den Drachengriff von Wechselbalg. »Dies ist der
Grund, warum sie in Baien-ei bleibt, ihr Streben nach dieser
Waffe. Und ich wette, Bruder, daß du einiges darüber weißt.«
»Ich weiß nur, daß sie mich aufgefordert hat, die Hände
davon zu lassen«, antwortete Vanye. »Und du solltest dich
besser danach richten, Erij. Sie sagt, in dieser Klinge steckt
Gefahr, es sei eine verfluchte Klinge, und ich glaube ihr.«
»Ich weiß, daß die Waffe ihr wichtiger ist als dein Leben«,
entgegnete Erij, »und teurer als alle anderen Besitztümer. Das
war klar.« Er zog die Klinge zurück, als Vanye zögernd die
Hand danach ausstreckte. »Nein, Bruder. Aber ich erwarte
deine Erklärung, welchen Wert diese Klinge für sie hat. Wenn
du mein Bruder bist, wirst du es mir freiwillig erzählen.«
»Ich sage dir in aller Offenheit, daß ich es nicht weiß«, ant-
wortete Vanye. »Wenn du klug bist, läßt du mich mit dem
Ding zu ihr reiten, ehe es noch Schaden anrichtet. Von allen
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Dingen, die sie besitzt, ist dies das einzige, das ihr selbst angst
macht.«
Und zum zweitenmal griff er danach, getrieben von Angst,
was Erij mit der Klinge wohl vorhatte: denn dieses Ding war
ein Ding der Macht, das schloß er aus der Art und Weise, wie
Morgaine damit umging, die ihm die Waffe nie überlassen
hatte. Plötzlich erhob Erij die Stimme zu einem Schrei. Die Tür
öffnete sich krachend: die vier Myya stürmten herein.
Und Erij schüttelte mit einer Hand die Scheide von der
Klinge und hielt sie blank in der Hand. Die Klinge wurde von
durchscheinendem Eis zu einer Spitze opalisierenden Feuers,
ein fürchterliches Luftschimmern, das Vanye nur zu gut
kannte.
»Nein!« rief er und warf sich zur Seite. Die Luft rauschte in
eine Schwärze, ein Wind zupfte, und die Myya waren fort,
hineingerissen in eine riesige Leere, die sich zwischen ihnen
und der Tür aufgetan hatte.
Erij warf entsetzt die Waffe fort, ließ sie über den Boden rut-
schen, Vernichtung nach sich zerrend; abrupt packte Vanye die
Scheide und kroch auf die verlassene Klinge zu, packte sie mit
der Hand, während im gleichen Augenblick weitere Männer
durch die Tür hereindrängten. Dieselbe sternenerfüllte
Dunkelheit hüllte sie ein, und sein Arm wurde gefühllos.
Da wußte er, warum Erij die Waffe hatte fallen lassen 
getrieben von einem durchdringenden Gefühl der Abscheu vor
solchen Kräften  , und plötzlich hörte er die laute Stimme
seines Bruders und spürte eine Hand an seinem Arm.
Er war klug genug, sich nicht umzudrehen und zu vernichten
 vielmehr rannte er durch den Korridor und die Treppe hinab,
ungehindert, sobald die wachestehenden uyin den unirdischen
Schimmer der Zauberklinge in seiner Hand erblickten.
Er kannte den Weg. Dort die Außentür. Er stemmte den
Riegel zurück und eilte zum Stallhof. Mit hastigen Flüchen
brachte er den weinenden Stalljungen dazu, ihm ein gutes Pferd
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zu satteln, während in Ra-morij Stille herrschte. Er hielt sich
von den Pfeilschlitzen der Fenster fern, von denen die größte
Gefahr drohte, und forderte den Jungen auf, durch die Schatten
zu kriechen und ihm das Tor zu öffnen.
Dann sprang er auf das Pferd, Zügel und Scheide in einer
Hand haltend, die schimmernde Klinge mit der anderen. Er ritt
los. Pfeile umschwirrten ihn.
Einer stürzte in den Kanal der Dunkelheit an Wechselbalgs
Spitze und war verloren. Ein zweiter streifte den Körper des
Pferdes und ließ das Tier beinahe stolpern. Aber dann war er
durch. Wächter, bedroht von der Klinge, öffneten erschrocken [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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