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strker exponiert und das Ende der Welt auf Jahr und Tag vor-
ausgesagt. Dies hat gelegentlich zu Einbrchen der Aktien-
mrkte gefhrt, obwohl mir nicht in den Kopf will, warum ein
bevorstehender Weltuntergang jemanden dazu veranlassen
sollte, seine Aktien in Geld umzuwandeln. Mitnehmen kann
man doch vermutlich beides nicht.
Bislang sind alle Termine, fr die der Weltuntergang ange-
kndigt wurde, ohne besondere Zwischenflle verstrichen. Al-
lerdings hatten die Propheten hufig eine Erklrung fr ihre
scheinbaren Irrtmer. Beispielsweise hat William Miller, der
Grnder der Seventh Day Adventists, vorhergesagt, die Wieder-
kunft Christi werde zwischen dem 21. Mrz 1843 und dem
21. Mrz 1844 stattfinden. Als nichts geschah, verschob er das
Ereignis auf den 22. Oktober 1844. Auch dieser Tag verging,
und nichts Weltbewegendes passierte; da lieferte der Sekten-
grnder eine neue Deutung: Das Jahr 1844 sei der Beginn der
Wiederkunft. Zuerst aber mten die Namen im Buch des Le-
bens gezhlt werden. Erst dann komme der Tag des Jngsten
Gerichts fr diejenigen, die nicht in dem Buch stnden. Zum
Glck scheint das Zhlen viel Zeit in Anspruch zu nehmen.
Natrlich sind wissenschaftliche Vorhersagen unter Umstn-
den nicht zuverlssiger als die von Orakeln oder Propheten. Man
denke nur an die Wetterprognosen. Aber es gibt bestimmte Si-
tuationen, in denen wir glauben, zuverlssige Vorhersagen ma-
chen zu knnen, und die Zukunft des Universums, in groem
Mastab betrachtet, gehrt dazu.
Im Laufe der letzten dreihundert Jahre haben wir die Naturge-
setze entdeckt, die das Verhalten der Materie in allen gewhn-
lichen Situationen bestimmen. Nach welchen Gesetzen sich die
Materie unter sehr extremen Bedingungen richtet, wissen wir
noch nicht genau. Diese Gesetze sind von Bedeutung, wenn wir
den Anfang des Universums verstehen wollen, doch die knftige
Entwicklung des Universums ist nicht von ihnen betroffen, es sei
denn, es strzt eines Tages wieder zu einem Zustand von hoher
Dichte zusammen. Wie wenig solche fr hochenergetische Zu-
stnde geltenden Gesetze mit dem gegenwrtigen Universum zu
tun haben, zeigt der Umstand, da wir viel Geld ausgeben, um
riesige Teilchenbeschleuniger zu bauen, mit denen wir diese Ge-
setze berprfen knnen.
Auch wenn es uns vielleicht gelingt, die Gesetze zu erkennen,
die das Universum bestimmen, werden sie uns mglicherweise
nicht in die Lage versetzen, Vorhersagen zu machen, die weit in
die Zukunft reichen. Es knnte nmlich sein, da die Lsungen
der physikalischen Gleichungen eine Eigenschaft offenbaren, die
man als Chaos bezeichnet. Das heit, die Gleichungen knnten
instabil sein: Wenn man den Zustand eines Systems um einen
winzigen Betrag verndert, kann das sptere Verhalten des Sy-
stems vollkommen anders aussehen. Verndern Sie beispiels-
weise die Art, wie Sie ein Rouletterad in Drehung versetzen,
auch nur geringfgig, sorgen Sie dafr, da eine ganz andere
Zahl herauskommt. Es ist praktisch unmglich, diese Zahl vor-
herzusagen. Wre es anders, knnten Physiker in Casinos Geld
scheffeln.
Bei instabilen und chaotischen Systemen gibt es im allgemei-
nen jeweils eine bestimmte Zeitskala, in der eine kleine Vernde-
rung des Anfangszustandes zu doppelten Ausmaen anwchst.
Im Falle der Erdatmosphre betrgt diese Zeitskala ungefhr
fnf Tage, etwa die Zeit, die die Luft braucht, um die Erde zu
umrunden. Fr Zeitrume bis zu fnf Tagen lt sich das Wetter
einigermaen genau vorhersagen. Doch wollte man weiterrei-
chende Wetterprognosen erstellen, mte man den gegenwrti-
gen Zustand der Atmosphre auerordentlich genau kennen und
unvorstellbar komplizierte Berechnungen vornehmen. ber die
jahreszeitlichen Durchschnittswerte hinaus haben wir keine
Mglichkeit, das Wetter auf sechs Monate vorauszusagen.
Wir kennen auch die Gesetze, nach denen chemische und bio-
logische Prozesse ablaufen. Im Prinzip mten wir also bestim-
men knnen, wie das Gehirn funktioniert, aber die Gleichungen,
die fr das Gehirn magebend sind, zeigen mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit chaotisches Verhalten, das
heit, winzig kleine Vernderungen des Anfangszustandes kn-
nen zu ganz verschiedenen Ergebnissen fhren. In der Praxis
knnen wir also menschliches Verhalten nicht vorhersagen, ob-
wohl wir die Gleichungen kennen, die unser Handeln bestim-
men. Die Wissenschaft kann nicht vorhersagen, wie sich die
menschliche Gesellschaft zuknftig entwickeln wird oder ob sie
berhaupt eine Zukunft hat. Die Gefahr liegt darin, da unsere
Fhigkeit, die Umwelt zu zerstren oder uns gegenseitig zu ver-
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