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»Lily ist nicht hier«, stellte Paige fest.
»Drew auch nicht«, entgegnete Piper. »Ich war so sicher, dass Lily
ihretwegen noch mal weggelaufen ist.«
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»Mach dir keine Vorwürfe«, meinte Paige. »Du konntest nicht
wissen, dass Lily eine kleine Schwindlerin ist.« Sie gingen durch den
Lesesaal und schauten sogar unter den großen Holztischen nach, ob
die Ausreißerin sich vielleicht dort vor ihnen versteckte.
Piper seufzte. Es stimmte, Lily hatte sie zweimal an der Nase
herumgeführt. Sie wirkte wie ein nettes kleines Mädchen, und sie
konnte auch sehr nett sein. Aber sie wusste ganz genau, was sie
wollte.
»Ich verstehe nicht, warum sie das Buch der Schatten klauen
wollte«, grübelte Piper. »Als sie das erste Mal weglief, ging es ihr
lediglich darum, Drew zu helfen.«
Paige horchte auf. »Wobei?«
»Bei der Flucht vor ihren merkwürdigen Eltern«, entgegnete Piper
und dachte an das seltsame Verhalten der Elsons. »Du musst dir
diese Leute wirklich mal ansehen, Paige. Dienstlich, meine ich.«
Ihre Schwester zog die Augenbrauen hoch. »Warum? Was stimmt
denn nicht mit ihnen?«
Piper dachte nach. Was mit den Elsons nicht stimmte, konnte sie
gar nicht so genau sagen. Sie empfand sie einfach als äußerst
unangenehm. »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie. »Sie sind
merkwürdig. Und sie halten ihre Tochter für eine Kleinkriminelle,
die keine Freunde hat.«
»Mit der Kriminellen haben sie wahrscheinlich sogar Recht«,
meinte sie. »Und ich fürchte, sie übt einen schlechten Einfluss auf
Lily aus.«
»Ich glaube, Lily will ihr nur helfen«, erwiderte Piper.
»Ich weiß nicht. Sie hat mir heute Morgen erzählt, dass Drew
gestern dabei war, als sie ihre magischen Kräfte bekommen sollte.
Und nun läuft Lily immer wieder weg, was sie früher nie gemacht
hat, wenn man Juliana glauben darf. Außerdem hat sie versucht,
unser Buch zu stehlen.«
»Willst du damit sagen, Drew habe etwas mit dem Ausbleiben von
Lilys Kräften zu tun?«, fragte Piper. Ein so junger Mensch konnte
sich ihrer Meinung nach kaum dem Bösen verschrieben haben, aber
es war immerhin möglich, dass Drew ein getarnter Dämon war.
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»Möglicherweise«, sagte Paige. »Eines ist auf jeden Fall sicher:
Lily verheimlicht uns etwas. Und das hat irgendwie mit Drew zu
tun.«
Piper hatte inzwischen unter allen Tischen im Lesesaal
nachgesehen. »Also, hier sind sie definitiv nicht«, erklärte sie.
»Sehen wir draußen nach! Vielleicht ist sie noch dort.«
»Ist einen Versuch wert.« Paige folgte Piper zu der Drehtür am
Ausgang der Bücherei. »Es wäre alles viel leichter, wenn Leo sie
besser orten könnte.«
»Es wäre alles noch viel leichter, wenn Lily nicht immer
weglaufen würde!«, gab Piper zurück. Sie ging durch die Drehtür
und blieb überrascht stehen. Draußen auf der Treppe standen Leo
und Juliana  und direkt vor ihnen Gortag!
»Denk dran, sieh ihm nicht in die Augen!«, rief Paige, als sie nach
draußen traten, und fing an zu laufen. Piper rannte hinter ihr die
Treppe hinunter. Leo hatte sich schützend vor Lily und Drew
gestellt, und Juliana versuchte gerade, Gortag zu verbrennen. Ohne
zu zögern hob Piper die Hände und jagte ihn in die Luft.
Aber ihnen blieb keine Zeit zum Verschnaufen. Hinter einem
großen Busch tauchte ein neuer Gortag auf und schoss auf sie zu.
Piper ließ auch ihn explodieren.
»Bring die Mädchen weg!«, rief sie Leo zu, während ihr bereits ein
weiterer Gortag entgegenmarschierte.
»Wo ist denn Drew hin?«, fragte Leo plötzlich erschrocken.
»Was?« Piper drehte sich verwirrt um. »Gerade hat sie doch noch
hinter dir gestanden!« Dann duckte sie sich blitzschnell, sodass
Gortag über sie hinweg sprang, statt sie umzustoßen. Beim
Aufrichten stieß sie ihn, so fest sie konnte, und als er stürzte, steckte
Juliana ihn umgehend in Brand, aber sofort tauchte der nächste auf.
»Er hat es auf Juliana und Lily abgesehen«, sagte Paige atemlos.
»Wir müssen sie in Sicherheit bringen.« Und bevor Gortag auf
Juliana losgehen konnte, zog sie sie zur Seite und orbte mit ihr
davon.
»Was ist mit dir, Piper?«, rief Leo besorgt.
»Ich komme erst mal allein klar«, versicherte ihm Piper. »Holt
mich nur möglichst bald hier raus!«
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Leo nahm Lily an die Hand und orbte mit ihr ebenfalls davon. In
diesem Moment griff der nächste Gortag an, aber Piper gelang es,
seinem Schlag auszuweichen. Es war eine verdammt schwierige
Angelegenheit, gegen ihn zu kämpfen, weil sie ja ständig darauf
achten musste, ihm nicht in die Augen zu sehen  und darunter hatte
ihre Treffsicherheit ziemlich zu leiden: Sie jagte versehentlich einen
Rucksack in die Luft, den jemand auf der Treppe vergessen hatte.
»Du kannst mich nicht besiegen, Hexe!«, knurrte der Dämon. »Ich
habe einen endlosen Vorrat an Körpern. Ich mache dich fix und
fertig!«
»Wohl kaum«, entgegnete Piper. »Ich glaube, die Cops sind gleich
hier.« Sie hatte bemerkt, dass sich bereits einige Leute versammelt
hatten, um diesen seltsamen Kampf zu beobachten. Gortag sah aus
wie ein Mensch im Teufelskostüm, und die Zuschauer hielten das
Ganze wahrscheinlich für irgendeine wilde Straßenperformance.
»Das macht mir gar nichts!«, schrie der Dämon. »Die mickerigen
Sterblichen können Gortag nicht töten! Sie sollen nur kommen!«
Piper bemerkte die schockierten Gesichter der Umstehenden.
Gortag mochte es ja egal sein, wenn er alle Blicke auf sich zog, aber
sie selbst war darauf bedacht, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu
erregen. Wenn sie in aller Öffentlichkeit einen Dämon in die Luft
jagte, konnte selbst Darryl, der mit den Halliwells befreundete
Detective, den Vorfall nicht vertuschen.
Piper trat den Rückzug an und lief zu den Bäumen, die auf der
Rasenfläche vor der Bücherei standen. Als sie dort ankam, tauchten
Paige und Phoebe vor ihr auf. »Wurde aber auch Zeit!«, keuchte sie
atemlos. Gortag war nur wenige Meter hinter ihr.
»Piper, in Deckung!«, rief Phoebe.
Piper ging mit einem Hechtsprung auf Tauchstation, und Phoebe
führte über ihren Kopf hinweg einen Tritt aus. Als Gortag stürzte,
rollte Piper auf den Rücken und jagte den Dämon in die Luft. Sie
wartete einsatzbereit auf den nächsten, aber nichts geschah.
»Ist es vorbei?«, fragte Paige nach einer Weile.
Piper stand auf und sah sich um. »Kein Gortag mehr zu sehen.
Vielleicht ist er jetzt wieder hinter den O Farrells her.«
»Wir müssen nach Hause«, drängte Phoebe daher.
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»Ja, und zwar auf dem schnellsten Wege«, sagte Piper, denn einige
der Zuschauer kamen bereits auf sie zu. »Die Fragen dieser Leute
möchte ich auf keinen Fall beantworten.«
Sie liefen rasch hinter die hohe Hecke und orbten mit einem
Wirbel aus weißem Licht davon.
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»MACHT DER HEXEN, du sollst mit uns sein!
Steh uns bei und schütze unser Heim!«
Phoebe spürte, wie das gewohnte Kribbeln immer stärker wurde,
während sie mit Paige und Piper die Formel für den Schutzzauber
sprach. Sie wurden von magischer Energie durchströmt, die sich
allmählich im ganzen Haus ausbreitete. Nach der dritten
Wiederholung spürte Phoebe, dass Halliwell Manor nun sicher vor
Dämonenangriffen war, zumindest für eine Weile.
»Bis Gortag ein Mittel gegen den Schutzzauber findet, wissen wir
hoffentlich, wie wir ihn vernichten können«, sagte sie mit matter
Stimme. Alle drei waren ziemlich erschöpft von dem Kampf gegen
Gortag.
»Wir müssen zurück und Drew holen!«, rief Lily und schlug mit
der Faust auf den Küchentisch.
Phoebe seufzte. Diesen Satz hatte Lily nun schon mindestens
zehnmal gesagt. Die Arme war völlig hysterisch. »Lily, wir können
Drew nicht holen, wenn wir nicht wissen, wo sie ist«, erklärte sie
geduldig.
»Dann müsst ihr sie finden!«, fuhr Lily auf. »Wenn ihr Hexen seid,
dann sprecht doch eine Zauberformel oder so!«
»Drew wird schon nichts passieren, Kleines«, redete Juliana ihr zu. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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